Lanzo, Italien - Chiesa San Pietro in Vincoli

Erbaut 1895
Erbauer Giuseppe Mola
Restaurierung 2008
2 Manuale, 17 Register

Disposition:

I. Manual C-g’’’
Principale 8'
Ottava 4'
Quintadecima
Decimanona+Vigesimaseconda
Vigesimaseta+Vigesimanona
Flauto 8'
Viola 4'
Flautino 2'
Tromba 8’

II. Manual C-g’’’
Bordone 8'
Violone 8'
Salicionale 4'
Voce Flebile 8'
Oboe 8'

Pedal
Contrabasso 16'
Ottava 8'
Basso 8'

Koppeln: II-I, II-P, I-P.
Pneumatische Trakturen.

Der Orgelbauer

Giuseppe Luigi Mola wurde 1837 in Turin geboren. Über das Leben und Wirken seiner Eltern finden sich keine Anhaltspunkte. Der junge Mola wanderte nach Frankreich aus und konnte in Paris bei der bekannten Firma Beaucourt den Klavier- und Harmoniumbau erlernen. Zudem erweiterte er seine Kenntnisse bei der berühmten Firma Cavaillé-Coll. Zurück in Italien gründete er 1851 in Torino an der Via Po 1 die Firma G. Mola.
Gemäss seinem Briefkopf produzierte das Unternehmen Klaviere, Harmonien und selbstspielende Orgeln. Er profitierte von Erfahrungen und Kenntnissen in Frankreich, das damals führende Land in der Entwicklung des Harmoniums. In Ausstellungen in Paris, Mailand, Wien und Turin erhielt Mola verschiedene Auszeichnungen. In Folge der grossen Nachfrage, erweiterte Mola ab 1880 seine Fabrikräume und baute neben der Herstellung von Klavieren, Flügeln und Harmonien Kirchenorgeln. Der Betrieb stellte auch Teile für andere Firmen her.
1889 zügelte "Cavaliere" G. Mola, wie er genannt wurde, seine Werkstätte in neue, grössere Räumlichkeiten an der Via Nizza 82. Es war der erste "Dampfbetrieb" in Italien. Zwei leistungsfähige Dampfmaschinen trieben über Transmissionen die verschieden Holzbearbeitungsmaschinen an.

Aus mehreren Auszeichnungen (Medaille) von Ausstellungen in Melburn, Guatemala und Chicago entnehmen wir, dass die Firma sogar ausserhalb Europas bekannt war. Mit der Teilnahme an der nationalen Ausstellung "Esposizione generale italiana e d’Arte Sacra" 1898 in Turin, erreichte Mola einen weiteren Höhepunkt seiner Karriere. Aus einer Chronik der Ausstellung in Turin vernehmen wir, dass die Firma 100 Angestellte beschäftigte und etwa 500 Instrumente produzierte. Gesamthaft baute die Firma etwa 30 Kirchenorgeln.
Der Ausbruch des ersten Weltkrieges verhinderte weitere Pläne Molas (so auch den Bau einer Altersresidenz für seine Mitarbeiter) und die Aktivitäten der Firma. Nach einem arbeitsreichen Leben stirbt Mola 1928 im Alter von 91 Jahren. Heute existieren verschiedene Instrumente Mola’s; z.B. in Turin, Ivrea, Veneria, einige in Ligurien, im Valle di Susa und eine Orgel auf den Kanarischen Inseln.

Die Orgel

Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten an der Kirche entschied der Vikar Tresso 1894, dass die bestehende Orgel nicht mehr genüge und eine Reparatur sich nicht lohne. Es musste nach einer Finanzierung gesucht werden und mit einem Formular wurde jede Familie für einen Beitrag angefragt. Im Mai 1894 konnte der Vertrag mit der Firma G. Mola Torino unterzeichnet werden. Für das neue Werk diente Mola das bestehende, prachtvolle Gehäuse aus dem 18. Jahrhundert, vermutlich von den Gebrüder Concone aus Turin.
Bereits am 4. November 1894 wurde das Instrument eingeweiht. Das Werk erhielt pneumatische Trakturen. Mola realisierte vermutlich eines der ersten pneumatisch gesteuerten Instrumente im Piemont. Der frei stehende Spieltisch ist gedreht in die Emporenbrüstung eingebaut, somit konnte sich der Spieler besser am liturgischen Geschen orientieren. Der dünnwandige Schwellkasten (ca 15 mm) befindet sich über der Hauptwerkswindlade, dadurch hat das zweite Manual eine gute Klangausbreitung.
Das neue pneumatische System war damals noch sehr einfach. Gross dimensionierte Leitungen und eher etwas schwerfällige Relaisventile standen am Anfang der Entwicklung, der damals aufkommenden Technik. Die Traktur wurde vom Spieltisch aus mechanisch an die Relaisstationen im Orgelgehäuse geführt. Ebenso sind die Koppeln in mechanischer Bauweise im Spieltisch untergebracht.

Die Restauration

Durch das Dach war über längere Zeit Wasser in die Orgel eingedrungen und hatte den Windladen mit den belederten Keilbälgchen der Tonventile arg zugesetzt. Ebenso betroffen waren eine Relaisstation und weitere Teile. Viele Lederteile an den Laden und die Relaisventile mussten ersetzt werden. Verschiedene Teile waren durch Schädlinge beschädigt und mussten teilweise neu ergänzt werden. Windladenbretter mit quer laufenden Stirnbrettern waren in Folge trockener Luft so stark abgeschwunden, dass zahlreichen Risse entstanden sind. Diese wurden aufwändig mit neuen Holzspänen ausgeflickt.
Die pneumatischen Leitungen bedurften einer aufwändigen Sanierung, den die schweren, überdimensionierten Bleirohre waren an verschieden Stellen durch das hohe Eigengewicht gequetscht oder aus ihrem Sitz ausgerissen. Die Orgel erhielt zudem eine gründliche Reinigung. Artfremde Bestandteile früherer Restaurationen wurden rückgängig gemacht.

 

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