Tonengo di Mazzé (TO)/Italien - Chiesa di S. Francesco d’Assisi

Erbaut 1891
Restaurierung und Rekonstruktion 2007
2 Manuale, 22 Register

I. Manual
Bordone 16’
Principale 8’
Ottava 4’
Duodecima 2 2/3’
Decima quinta 2’
Ripieno (4 fach)
Flauto 8’
Flauto armonico 4’
Flauto ottavisante 2
Unda maris 8’ (ab c’)
Tromba 8’
Clarinetto 8’
II. Manual
Bordone 8’
Ottava 4‘ (Bass)
Ottava 4’ (Sopran)
Viola Gamba 8’
Violino reale 8’ (2 fach schwebend Sopran)
Fagotto Oboe 8’
Voce corale 8’ (Sopran)
Tremolo
Pedal
Bordone (Contrabbassi 16’+8’)
Basso dolce 8’
Violone 8’
  • Teilung Bass/Sopran h/c’
  • Manuale Umfang C - c’’’’, Pedal C - d’
  • Tritte für: Campanelli, Terza mano, Manualkoppel, I-Ped, II-Ped, Ripieno I Man, Fortissimo I Man, Fortissimo II Man, Schwelltritt, Grancassa (Pauke + Becken + "Rullante")
  • Springlade (Doppellade für Grand’organo und Organo Eco)
  • 7 separate Laden für: Contrabassi e ottave, Bordone 16’, Flauto 8’, Basso dolce 8’, Violone 8’, Rollante (5 Pfeifen)
  • 2 Mehrfaltige Keilbälge, 1 Parallelbalg
  • Winddruck: 68 mm Wassersäule. Tonhöhe a’: 435 Hz a 18° C

Nachdem die alte Orgel in der Kirche San Francesco von Tonengo di Mazzè nicht mehr genügte, konkretisierte sich 1889 ein Projekt zur Erstellung einer neuen Orgel mit dem aufstrebenden Turiner Orgelbauer Carlo Vegezzi-Bossi ( 1858 - 1927). Dieser hatte 1884 in der Ausstellung "Esposizione Generale di Torino" bereits eine Goldmedallie erhalten. Vorgesehen war ein Projekt für eine neue Orgel im Italienischen Stil des 19. Jahrhunderts mit 39 Register (teilweise geteilte Register) für 6400 Lire. Gemäss Vertrag sollte die Orgel im Oktober 1890 geliefert werden. Wegen der grossen Nachfrage nach seinen Instrumenten wird der vorgesehene Einbau auf den August 1891 verschoben.
In der Zwischenzeit wurde in der Basilika dell’Immacolata Concezione in Genua die neue Orgel von Georg William Trice eingeweiht. Dieses neue Instrument sollte in Italien die Orgelkultur wesentlich beeinflussen (Orgelreform). So war auch Carlo Vegezzi-Bossi stark beeinflusst von den damals neuen Klangfarben und änderte seine Pläne für das Orgelprojekt von Tonengo. Da er schon früher Experimente und Erfahrungen mit "neuen" Registern gemacht hatte (S.Filippo a Torino 1889), unterbreitete er im Februar 1891 ein neues Projekt für eine "Organo Nuovo Moderno". Die Kosten betrugen 7550 Lire, der Einbau war für den Frühling 1891 vorgesehen. Die Auftrageber wollten schliesslich nur das Beste.
Auf die bewährte Springlade setzte er mehrere, in Italien damals neue Register. Bereits in der Werkstatt hergestellte Pfeifen, die noch für Instrumente des 19. Jahrhunderts bestimmt waren, wurden umintoniert. Der Klang inspirierte sich von den Instrumenten nördlich der Alpen und die Pfeifen wurden auf höherem Winddruck intoniert. Die Registerzüge hatten nun gedrechselte Knöpfe und ersetzten die bisher traditionellen Hebel.

Die Einweihung erfolgte am 30. August 1891. In der lokalen Presse wurde die neue Orgel gebührend gerühmt: "Das moderne zwei-manualige Instrument besitzt eine sehr präzise und leise Mechanik. Das exzellente Werk mit seiner grossartigen, komplett modernen Anlage ist das erste dieser Art im Canavese. Klanglich wirkt die Orgel kraftvoll und erhaben, gleichzeitig aber auch sanft dank der perfekten Klangverschmelzung der Register. Die Trompete und die Klarinette des Hauptwerkes haben eine homogene und robuste Klangfarbe mit einer bewundernswerten Ansprache. Das milde Violino im II. Manual kann von einem realen Streicher kaum unterschieden werden. Herrn Bossi ist für ein so gut gelungenes Werk zu gratulieren". Die Orgel von Tonengo war "die Probe" zu Bossi’s Meisterwerk, das grosse 4-manualige Werk der Kirche Carmine in Turin, eingeweiht im Dezember 1891.
Das klangliche Projekt der Orgel hatte auch verschiedene, im 19. Jahrhundert übliche, Effektregister vorgesehen: Glockenspiel, Pauke, Becken und "das Rullante" (ein Tambour Effekt). Diese Nebenregister mussten aber im Zuge einer vorgeschriebenen Reform bereits 1902 eliminiert werden.
1928 wurde die Orgel durch Alfredo Cordone erstmalig restauriert. Eine weitere Restaurierung erfolgte 1974 durch Pansera und Rosso. Obschon verschiedene Veränderungen stattgefunden haben, ist das Werk mehrheitlich original erhalten.

Verschiedene nicht sachgemässe Orgelunterhalte haben eine neue Teil-Restauration erfordert. Die Arbeiten verbunden mit einer Reinigung erfolgten 2007 durch die Firma Orgelbau Thomas Wälti, Gümligen, in Zusammenarbeit mit dem Orgelbauer Alessandro Rigola, Biella (I). Bei dieser Gelegenheit sind die Effektregister wieder rekonstruiert worden.

 

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